Pixistraße 2, 82343 Pöcking
Aus der Festschrift "30 Jahre Evang. Kirchengemeinde Feldafing-Pöcking"
Als die Heilig Geist- Kirche in Pöcking am Nachmittag des 22. September 1968 eingeweiht wurde, hat es geregnet. Das tat aber der großen Freude der Gemeinde und der geladene Gäste keinen Abbruch. Sieben Jahre waren seit der Verselbständigung der Kirchengemeinde ins Land gegangen, ehe der Kirchenbau vollendet war und seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
Für die Planung, den Entwurf und die Durchführung der Baumaßnahme war Architekt Adolf Seifert und sein Mitarbeiter Architekt Ernst Ziegelmaier verantwortlich. Der "Münchner Merkur" schrieb damals in seiner Wochenendausgabe: " Nun hat auch Pöckings evangelische Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus, nachdem sie über Generationen ein Anhängsel an Starnberg war und ... als Notlösung ... sich im Gemeindesaal im Pfarrhaus zum Gottesdienst versammeln mußte. Im Inneren wurde durch Beschränkung auf klare Linien und nur wenige dynamische Elemente eine beglückende und beruhigende Stileinheit geschaffen, die diese Kirche als beispielhaft erscheinen läßt. Gediegene Handwerksarbeit zeichnet diese Kirche aus."
Als am 22. September 1968 die drei Glocken der Heilig Geist-Kirche zum Einweihungsgottesdienst einluden, war dies dem Gemeindemitglied und Kirchenvorsteher Karl Haist zu verdanken, der durch eine großzügige Stiftung den Glockenguß und die Anschaffung der Glocken ermöglicht hatte.
So hatte Pöcking nun "die dritte Kirche", wie es in einer Zeitungsnotiz festgehalten wurde. Neben der St. Ulrichskirche am Friedhof und der Kirche St.Pius gehört die Heilig Geist-Kirche nun schon seit fast 25 Jahren zum Ortsbild von Pöcking.
Zum Pöckinger Altarmosaik
Durch eine Stiftung von Frau Franziska Günther, die Anfang 1990 im Alter von 90 Jahren starb, erhielt unsere Kirche zu Weihnachten 1977 dieses Altarmosaik.
Die künstlerische Gestaltung übernahm Sr. Christamaria Schröter vor der Selbitzer Christusbruderschaft. Da sich vielen Besuchern das Kunstwerk nicht ohne weiteres erschließ und ihnen nicht klar ist, was die Künstlerin mit ihrer Darstellung zum Ausdruck bringen wollte, möchten wir Ihnen einen Zugang zu dem Werk ermöglichen - am besten natürlich dadurch, daß Sie das Mosaik direkt in der Kirche betrachten!
Zur Technik des Mosaiks (von der Künstlerin)
Ich will Mosaiklandschaften legen. Ich will den Strukturen der Steine nachhorchen, ihrem Tonregister. Es kann ein gleicher Stein matt, statisch und undurchsichtig werden, wenn er sein Licht wechselt, wenn er an der falschen Stelle liegt. Er kann die Struktur eines ganzen Bildes ändern. Steine sind Lebewesen, sie atmen, sie wollen gewachsen sein, nicht geworfen werden. Sie können vordringen und zurücktreten, sie können ein Gerüst bauen und zu Adern werden, die das Leben zum Fließen bringen. Spezifische Grenzen ihrer Bewegung können erweitert werden, wenn sie sich einordnen.
Ich will in meinen Landschaften keine Barrieren errichten, nicht zumauern, nicht über das Lebendige hinwegleben. Unmittelbarkeit und sorgfältig beobachtete Spontaneität sollen sich mit der Logik verbinden, die dem Stoff der Steine innewohnt, ihrem Schöpfungsgeheimnis.
Ich entdecke mit jeder Stein-Landschaft neu die Aktion, die aus der Bewegung entspringt, die gleichsam überrascht, eingefangen und "ins Bild" gebracht wird. Kontrolle ist hier das Wesentliche und das Sich-los-geben an die Bewegungen um anzukommen.
Ich will Landschaften bewohnbar werden lassen, einbauen, umbauen, zusammenbauen und dem Licht öffnen. Nicht Architekturteile sollen entstehen, sondern architektonische Landschaften, die in der Selbstverständlichkeit der gewachsenen eigenen Gesetze sich einfügen.
Ich möchte die Gegensätze der Steine sprechen lassen, sie nicht abdrängen, auch das Schmerzende anfassen und hereinnehmen: Das Harte im Stein, das Begrenzte und Aufgeweichte, das Aufgerauhte und das Glatte, das Zerriebene und Flackernde, das ins Gläserne Verfremdete und das-dem-Kiesel-Verwandte, das Splitternde und das schon Aufgesplitterte, das im Sonnenfeuer Gebrannte und vom Meer Verwaschene.
Immer begegnet mir das Unverletzliche im Stein, auch da, wo das Laute in ihn hineingeschlagen wird. Ich staune über den Schöpfer, der mir in solcher Vielfalt von Geheimnissen begegnet und vor dem ich meine Mosaiklandschaften ausbreite.
Altarmeditation: "Aufatmen sollt ihr und frei sein!"
Die Luther-Übersetzung dieses Wortes aus Mt. 11,28 macht deutlich, daß zu dieser Zusage auch eine Entscheidung gehört, die Einwilligung des ganzen Menschen auf eine Mitte hinzugehen, den wahr-zu-nehmen, der Freiheit geben will und sich einzulassen auf einen Weg.
Das Kreuz in der Mitte soll als erstes "gesehen" werden. Es bringt in seiner sehr klaren und eindrucksvollen Sprache zum Ausdruck, wer der ist, der aufatmen läßt. Das Lamm Christus, das seinen Atem und seine Freiheit dahingab, damit Aufatmen und Freisein uns geschenkt werden. Das Kreuz ist der eindeutige Mittelpunkt. Bei der Arbeit an den Entwürfen hat mich immer wieder die Tatsache gepackt, daß jenes Lamm, das hier in einer stillen, in sich ruhenden und königlichen Gestalt gezeigt wird, so viel Bewegung in die Welt hineingebracht hat. Im Aufbruch zu Ihm werden Gegensätze stärker, zeichnen sich Konturen ab, müssen sich Gesichter zeigen. Innere und äußere Landschaften werden lebendig, geraten in Bewegung in der Einladung jenes Freiraums, den Christus am Kreuz geschaffen hat. Die Liebe Gottes wirbt um das Du des Menschen, um seine Einmaligkeit und Einzigartigkeit. Sie will herauslocken aus dem Verflochtensein an Vergangenes, an Last und Schuld, auch aus belastender Vergangenheit ineinander und zueinander.
Die im Mosaik angedeuteten Gestalten sind auf dem Weg. Die ausstrahlende Mitte hat sie erfaßt, ihnen eine neue gemeinsame Blickrichtung gegeben. Das Licht - dargestellt in hellen Natursteinen - arbeitet an jedem anders. Den einen trifft es ins Herz, dem anderen werden die Füße gelenkt, einer wird gleichsam von hinten geschoben, andere werden in ihrem Denken verwandelt. Gottes Geist spricht auf vielerlei Weise den Menschen an, aber für jeden gilt das Herzensangebot Gottes: ICH bin für dich da. Ich liebe dich so wie du bist. Komm! Mit der Einladung: "Aufatmen sollt ihr und frei sein", hat ein Heilungsprozeß des Menschen begonnen, die Erneuerung zum Leben durch den Heiligen Geist.
Sr. Christamaria Schröter
Altarmeditation von Christa Ramsauer
Ein Gespräch Jesu mit dem Vater geht über zu einem Aufruf an uns Menschen (Mt. 11, 25 ff.). Nahtlos ist die Zuneigung Jesu zum Vater mit der Zuneigung zu uns Menschen verbunden. Sein Ruf "Aufatmen sollt ihr und frei sein" kommt aus der Mitte der Liebe, aus dem Herzen des Vaters. Es ist eine bewegte Mitte. Gottes Herz schlägt für uns. Es ist eine leidende Mitte. Lässt dieser weiße Kreis (Mitte des Mosaiks) nicht eine Dornenkrone erahnen? "Fürwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen ..."
Ist dieselbe Form nicht gleichzeitig Tor zu einem weiten Raum, in den keine Bedrängnis mehr ist, in dem die Hochzeit des Lammes gefeiert wird, zu der die Einladung erging: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid ..."
Und sie kommen, obwohl die Lasten es fast unmöglich machen (linke Bildhälfte). Sie sind nicht nur schwer für den Körper, für die Seele, sie beugen, sie verdunkeln den Weg.
Aber wer sich erst aufgemacht hat, ist vom Licht erreicht. Das Lichte hat die braune, erdhafte Schwere bereits aufgebrochen. Die letzte Wegstrecke wird ein Hinzueilen.
Aber viele kommen zögernd (rechte Bildhälfte). Auch das darf sein. Nur nicht umdrehen, nicht stehen bleiben, nicht liegen bleiben. Lots Frau erlebt die Rettung nicht. Sie erstarrt zur Salzsäule.
Oder hat sich das Licht so sehr in die Finsternis gewagt, dass es auch von hinten kommt, dass es auch hinter den Mauern ist, dass es die Mauern von unten aufhebt?
"Jesus ist kommen, der starke Erlöser, bricht dem Gewappneten, Starken in Haus, sprengt des Feindes befestigte Schlösser, führt die Gefangenen siegend heraus..."